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seit der datenklau in der vaduzer fürstenbank publik wurde, kennt die lgt fast jedes kind. zum firmenimperium der liechtensteiner fürstenfamilie gehört allerdings noch viel mehr als die größte bank im kleinen staat. für die café europe textagentur, st. gallen, schweiz. im februar 2008


investieren wie ein fürst

tageblatt, luxemburg, und wirtschaft regional, vaduz, liechtenstein



20. Februar 2008


"Investieren wie ein Fürst"
Liechtensteins Regenten sind reicher als die Queen – Zu ihrer "Liechtenstein AG" gehört neben der Bank auch eine Reisfarm in den USA


"Investieren wie ein Fürst" heisst einer der Werbesprüche der durch Datenklau und Steueraffäre ins Gerede gekommenen Liechtensteiner Fürstenbank LGT. Doch wie investiert ein Fürst eigentlich? Eine Spurensuche.

Von Wolfgang Frey

Vaduz. - Zum investieren braucht es erstmal eines: Geld. Am besten viel. Seine Durchlaucht Fürst Hans-Adam II von und zu Liechtenstein hat eine Menge davon. Das US-Magazin "Forbes" schätzt ihn auf rund vier Milliarden US-Dollar. Damit schafft er es zwar nicht in die von Bill Gates angeführte "Forbes"-Liste der hundert reichsten Männer der Welt. Immerhin zählt er damit aber zu den reichsten Staatsoberhäuptern der Welt.

Die geschätzte Milliarde seines Kleinstaatsoberhaupts-Kollegen Prinz Albert II von Monaco oder die 500 Millionen Dollar von Englands Queen Elizabeth II nehmen sich dagegen fast wie Kleingeld aus. Und der reichste Mann Liechtensteins kümmert sich nicht nur um sein eigenes Geld. Als Verwalter des fürstlichen Familienvermögens wacht er über weit mehr. Die Schätzungen bewegen sich zwischen sieben und acht Milliarden Franken. Und das, sagt der Fürst selbstbewusst auch öffentlich, sei schon ein "sehr gutes Gefühl".

Ein da Vinci für harte Zeiten
Das war nicht immer so. Die Liechtensteiner Fürstenfamilie kennt vergleichsweise harte Zeiten. Im zweiten Weltkrieg und danach verlor die Familie durch Enteignungen ihre angestammten weitläufigen Ländereien in Böhmen und Mähren. 90 Prozent des Familienvermögens waren mit einem Schlag weg. Vor den Kriegswirren nach Vaduz gerettet hat Hans-Adams Vater, Fürst Franz Josef II, allerdings die fürstliche Kunstsammlung, die "wichtigste Privatsammlung Wiens, die bereits zu k.u.k.-Zeiten den Vergleich mit den habsburgischen Kollektionen nicht zu scheuen brauchte", wie das Wiener Stadtmagazin "Falter" einmal fast etwas neidisch bemerkte. Die musste in den Jahren danach auch schon mal als Sparschwein herhalten. Selbst ein Gemälde von Leonardo da Vinci habe die Fürstenfamilie verkaufen müssen, wird gemunkelt, neben einigen anderen Meisterwerken.

"Noch in den sechziger und siebziger Jahren wurden wir als ein Unternehmen gehandelt, das vor dem Zusammenbruch steht", sagt Hans-Adam II heute. Seit Anfang der siebziger Jahre verwaltet er selbst das Familienvermögen. Und es wächst. Denn er investiert wie ein Fürst. Wie ein moderner Fürst. Zum Familienimperium zählen zwar nach wie vor Güter, die man traditionell mit dem Adel verbindet: ein Schloss in Vaduz, eine Burg im Osten Österreichs, drei Palais in Wien, eine Forstwirtschaft im nahe gelegenen Wilfersdorf, eine weitere in der Obersteiermark, eine Hofkellerei im niederösterreichischen Weinviertel und eine in Vaduz.

Eine Reisfarm in Texas
Daneben zählen zum fürstlichen Besitz heute aber auch die texanische Reisfarm und Saatgutfirma RiceTec in Texas, die Liechtenstein Energie GmbH mit zwei kleineren Wasserkraftwerken im österreichischen Kahlwang, die ebenfalls dort ansässige Baumschule Lieco GmbH & Co und natürlich die LGT. Schon seit den dreissiger Jahren wird das lange unter dem bescheidenen Namen "Bank in Liechtenstein" firmierende Institut von der Fürstenfamilie kontrolliert. Einst sollte sie Liechtensteins wirtschaftlichen Aufschwung fördern. Heute fördert sie, inzwischen vollständig im Besitz der Fürstenfamilie, den Aufschwung des fürstlichen Vermögens.

Den neuen Anspruch, der inzwischen weit über den Kleinstaat herausreicht, macht schon ihr modernisierter Name deutlich: "LGT Liechtenstein Global Trust". In den achtziger Jahren expandierte die Bank international. Heute verfügt sie über 29 Repräsentanzen in Europa, Asien, dem Mittleren Osten und Amerika. Sie ist Liechtensteins grösste Bank. Von den im Fürstentum 2006 insgesamt von Banken betreuten 160 Milliarden Franken verwaltet sie mit 62 Milliarden Franken mehr als ein Drittel. Der Reingewinn der LGT lag 2003 noch bei 93 Millionen Franken. Drei Jahre später betrug er 175 Millionen Franken.

"Die Geschäfte laufen sehr gut"
Spezialisiert hat sie sich auf die Vermögensverwaltung reicher Privatkunden. Und die bekommen bei der LGT ein wohl weltweit einmaliges Angebot: Sie können ihr Geld "investieren wie ein Fürst", ihr Geld also in die selben Anlagen stecken, in die auch die Fürstenfamilie investiert.
Eine Strategie, die sich bislang auszahlte. Auf die Frage "Verdienen Sie mehr als früher?" sagte Hans-Adam II der Zeitung "Liechtensteiner Vaterland" erst vergangene Woche, unmittelbar vor dem Ausbruch der Steueraffäre: "Ja, Gott sei Dank! Die Geschäfte laufen sehr gut."

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