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eine der spannendsten und zugleich entnervendsten pressekonferenzen des jahres. als genscher den kompromiss am frankfurter flughafen vorstellte, war nach 45 minuten immer noch nicht klar, wieviel die piloten nun genau mehr bekommen. für ddp, im august 2001

xwi009 wi 4 DDP 0640 über ddp vom 08.06.01 16:16:00
Tarife/Lufthansa/Schlichtung/ZF1/

(Zusammenfassung - Neu: ver.di )
Lufthansa-Tarifstreit vorerst beigelegt
Piloten erhalten 2001 knapp 30 Prozent mehr Gehalt - Kompromiss kostet Airline 230 Millionen Mark

--Von Wolfgang Frey-- (Mit Bildern)

Frankfurt/Main (ddp). Der Lufthansa-Tarifstreit ist vorerst beigelegt. Die Piloten sollen in den nächsten 24 Monaten insgesamt rund 15 Prozent mehr Gehalt und eine jährliche variable Vergütung in Höhe von bis zu zwei Monatsgehältern bekommen. Darauf haben sich die Verhandlungsführer der Fluggesellschaft und der Pilotenvereinigung Cockpit (VC) geeinigt. Sie akzeptierten damit die Empfehlung des Schlichters, Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP). Genscher gab das Ergebnis der Schlichtung am Freitag in Frankfurt am Main bekannt. Der Lufthansa-Vorstand stimmte dem Schlichterspruch bereits zu, das Votum der VC-Mitglieder steht noch aus. Die Gewerkschaft ver.di sieht die Einkommensgerechtigkeit bei der Lufthansa verletzt.

Nach Genschers Empfehlung sollen die Piloten im laufenden Jahr rückwirkend ab Februar drei Prozent mehr Gehalt und ab Mai eine strukturelle Verbesserung in Höhe von neun Prozent erhalten. Zusätzlich haben sie je nach der Gewinnentwicklung im Unternehmen künftig Anspruch auf eine so genannte variable Vergütung in Höhe von bis zu zwei Monatsgehältern pro Jahr.

Für 2002 sieht der Schlichterspruch eine weitere Anhebung der Gehälter in Anlehnung an den Durchschnitt der Tarifabschlüsse in Westdeutschland und eine weitere strukturelle Aufbesserung in Höhe von 2,8 Prozent vor, falls es die Unternehmensgewinne zulassen. Die Gehaltserhöhung im Jahr 2003 soll sich ebenfalls am Schnitt anderer Tarifabschlüsse orientieren. Der Tarifvertrag gilt rückwirkend ab 1. Februar drei Jahre und drei Monate.

Lufthansa-Verhandlungsführer Stefan Lauer sprach von Gehaltserhöhungen von 14,8 Prozent für die ersten beiden Jahre. Den Wert der variablen Vergütung in Form von zwei Monatsgehältern bezifferte er auf maximal 16,7 Prozent. "Im ersten Jahr kommen wir damit in die Nähe von 30 Prozent", rechnete VC-Sprecher Georg Fongern vor, erinnerte aber daran, dass nicht alle Tarifvertragsbestandteile "durchlaufende Posten" seien. Die Zuwächse der folgenden Jahre fielen deutlich geringer aus. Die Lufthansa werde der Tarifabschluss auf Basis des Schlichterspruchs allein in diesem Jahr 230 Millionen Mark kosten, sagte Lauer.

VC-Verhandlungsführer Michael Tarp sagte, die VC habe ihre "wesentlichen Ziele durchgesetzt". Die "notwendige Anpassung" an die Bedingungen anderer internationaler Fluglinien sei erreicht. Er werde den Mitgliedern die Annahme des Kompromisses empfehlen und rechne mit einer Zustimmung. Weitere Streiks werden bis dahin nicht erwartet. Genscher verwies darauf, dass bis zum Ende der Urabstimmung Friedenspflicht herrscht.

Lauer sprach von "positiven und stark belastenden" Momenten des Kompromisses. Die Lufthansa habe in den "heftigen Tarifauseinandersetzungen" einen "Schlusspunkt" setzen müssen, um Schaden vom Unternehmen abzuwenden.

Genscher, dem beide Seiten Anerkennung und Dank für seine zwölftägige Arbeit als Schlichter zollten, sagte, es habe "keine Sieger und Besiegten gegeben". Die Zustimmung zu seiner Schlichtungsempfehlung sei beiden Seiten zwar "außerordentlich schwer" gefallen. Weder das Unternehmen noch VC hätten jedoch seine Erwartung enttäuscht, "zügig und zielorientiert" nach einer Einigung zu suchen.

Genscher hob die Bedeutung des Kompromisses für den Standort Deutschland hervor. Der vom ersten unbefristeten Streik in der Lufthansa-Geschichte begleitete Tarifstreit sei im Ausland "aufmerksam" beobachtet worden. Die zu Ende gegangene Schlichtungsrunde sei "ein einmaliges und nicht wiederholbares Ereignis".

In einer ersten Reaktion bezeichnete die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) die Summe der für die Piloten vorgesehenen Gehalts- und Strukturverbesserungen sowie der Gewinnbeteiligung als Verletzung der "Einkommensgerechtigkeit zwischen den Beschäftigtengruppen des Konzerns". Dem Lufthansavorstand müsse klar sein, dass diese Zugeständnisse an die Piloten nicht ohne Folgen für das Boden- und Kabinenpersonal bleiben könnten. ver.di-Bundesvorstandsmitglied Jan Kahmann wies zugleich darauf hin, dass es keine "Nachverhandlungen" über den ver.di-Tarifabschluss vom März dieses Jahres für die rund 55.000 Beschäftigten am Boden und in der Kabine geben werde.

wfr/hoe
xwi009 08.06.01 16:16


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