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leseprobepolitik

optimismus auf biegen und brechen. die ob-kandidaten üben sich am wahlabend im lächeln, bangen und hoffen. für ddp, 2001

xpd070 pl 4 DDP 0428 über ddp vom 18.03.01 21:29:00
Wahlen/Hessen/Frankfurt/FEA/

Wenn Verlierer Siegermienen aufsetzen
Frankfurter Römer wird am Wahlabend zum Land des angestrengten Lächelns

--Von ddp-Korrespondent Wolfgang Frey--
(mit Bildern)

Frankfurt/Main (ddp). Wenn es nur Gewinner und keine Verlierer gibt, dann ist Wahlabend. Im Frankfurter Römer wirken die lächelnden Siegergesichter am Sonntagabend mitunter leicht gequält. Optimismus heißt die Losung, ein Lächeln und durch. "Ich sehe das optimistisch", sagt Petra Roth (CDU) endlich in die Kameras, als immer wahrscheinlicher wird, dass sie nicht auf Anhieb zum zweiten Mal Oberbürgermeisterin wird, aber nicht länger warten kann. Stundenlang haben die Reporter schon vor ihrem OB-Büro ausgeharrt.

Mehr als drei Viertel der Stimmen sind ausgezählt, als sie in die Mikrofone spricht, sie liegt bei gut 48 Prozent. Das reicht nicht und deshalb frohlockt zeitgleich mit Roth der zweite Verlierer des Abends, Roths SPD-Herausforderer Achim Vandreike, einen Stock höher in seinem Bürgermeisterbüro: "Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die Stichwahl zu schaffen sein wird." Und dann setzt er gleich noch eins drauf: "Ich vermute, für Frau Roth ist das ein großes Loch." Die ist inzwischen wieder in ihrem Büro.

Vandreikes Parteifreund und Frankfurter SPD-Chef Franz Frey trägt die rote Krawatte mit Stolz und verkündet: "Das ist schon eine kleine Sensation." Roths Ergebnis sei dagegen eine "herbe Niederlage", aber kein Wunder, denn ihr sei halt das "Gefühl der Stadt" abhanden gekommen.

Das hat Jutta Ebeling offenbar getroffen. Sie genießt das Bad in der Menge zwischen den Scheinwerfern und Notizblöcken der Reporter. Auch sie hat nicht gewonnen - um die zehn Prozent sind es für die grüne OB-Kandidatin -, aber sie lächelt: "Das ist eine große Überraschung!" Die Wahlziele, sagt sie, sind erreicht: "Das Ergebnis ist zweistellig und es wird zu einer Stichwahl kommen." Für Roth hat sie nur einen Satz übrig: "Ein dramatisch schlechtes Ergebnis und das nach sechs Jahren im Amt." Nun müsse die Amtsinhaberin sich überlegen, ob "Politik bar jeden Inhalts" das sei, was "die Stadt braucht".

Der, den die Stadt am wenigsten braucht, heißt Hans-Joachim Otto. Was das Lächeln angeht, ist der liberale Kandidat eine Ausnahme. Er setzt keins auf, er wusste schon, dass er keine Chance hatte. Er liegt bei zwei Prozent, als er sagt: "Das beglückt uns natürlich nicht übermäßig, aber wir haben ein Ziel erreicht, es wird eine Stichwahl geben." Und als er dann von seinen Wählern erzählt, breitet sich doch noch ein Lächeln auf seinem Gesicht aus: "3.000 Leute, die mich gewählt haben, obwohl sie wussten, Otto gewinnt nicht, das ist schon was."

Wie die Wahl auch immer ausgeht, das Ergebnis steht um Viertel nach neun immer noch nicht fest, die Devise heißt Optimismus. Lange Gesichter gibt es, wenn überhaupt, nur hinter verschlossenen Türen. Der Frankfurter Römer: Am Wahlabend ein Land des - mitunter - angestrengten Lächelns.


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