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zum debüt eine überschwemmung. für ddp bei elisabeth schweeger. aus der fuldaer zeitung vom 19. oktober 2001

schauspiel



xku018 ku 4 DDP 0749 über ddp vom 18.10.01 18:06:00
Theater/Schauspiel Frankfurt/Saisonstart/

Schauspiel startet mit Greenaways "Gold" pünktlich in die neue Saison
(mit Bildern)

Frankfurt/Main (ddp).
Frankfurts Schauspiel-Intendantin Elisabeth Schweeger lässt sich von der Überschwemmung ihres Theaters keinen Strich durch die Rechnung machen. Trotz "der Probleme mit der Infrastruktur" und "verschärfter Bedingungen" wie "Proben im Treppenhaus" werde ihre erste Spielzeit am Frankfurter Schauspiel planmäßig am 2. November mit der Uraufführung von Peter Greenaways "Gold / 92 bars in a crashed car" starten, sagte Schweeger am Donnerstag in Frankfurt am Main. Angesichts dreier verlorener Probenwochen sprach die Intendantin von einem "Sprung ins kalte Wasser", der aber hoffentlich ohne erneute "Wasserspülung" vor sich gehen werde.

Im Gegensatz zu den am Nachmittag des 1. Oktober vom brackigen Wasser aus der automatischen Löschanlage durchnässten Schauspielern scheut Ecke Bonks Kunst das Nass von oben nicht. Seine großflächige textile Botschaft "Protect from all Elements", die "gleich einem Vorhang" (Schweeger) die Fassade des Schauspielhauses schon vor Beginn der Spielzeit verhüllt, ist wasserfest.

Gefunden hat Bonk den Warnhinweis, der statt "Vorsicht Glas" gleich vor "allen Elementen" warnt, vor Jahren auf einem Karton. Das rot durchgestrichene Wort "from" soll zu denken geben. Statt alles, wie in der hochtechnisierten Gesellschaft üblich, "vor etwas" schützen zu wollen und damit den Angreifer schon vorauszudenken, gelte es, über den Schutz "von etwas" nachzudenken, sagte Bonk: den Schutz von mitunter vergessenen Ideen wie Bildung, Kultur, Toleranz und den Dialog mit anderen, gerade nach dem 11. September.

Ecke Bonks Installation ist der erste Anstoß zu einem Diskurs, den Schweeger in ihrer ersten Spielzeit erzeugen will. "Was die Politik nicht schafft, machen wir hier", sagte Schweeger. Fragen nach der Identität jedes Einzelnen will Schweeger provozieren, Fragen, die nach dem Vorhang "nicht nur im Foyer sondern in der ganzen Stadt" diskutiert werden. Katalysatoren des neuen, ergebnisoffenen Nachdenkens sollen Schweegers Künstler selbst sein, mit ihren "ganz verschiedenen Haltungen und Ausdrucksformen", wie es die Intendantin formuliert.

Dramatiker Peter Greenaway und Regisseurin Saskia Boddeke zählten zu den Durchnässten des 1. Oktober. Mitten in den Proben zu "Gold", das ausgehend von 92 in einem Autowrack entdeckten Goldbarren die Geschichte von ebenso vielen Opfern des Zweiten Weltkriegs umreißt, setzte aus bis dato ungeklärter Ursache die automatische Löschwasseranlage ein und ließ das Ensemble nass bis auf die Knochen von der Bühne stürzen.

"Simulacron", die zweite der insgesamt vier Uraufführungen im ersten Spielzeit-Monat, steht am 15. November auf dem Plan. Das Stück nach Daniel F. Galouye erzählt vom Versuch, die Wirklichkeit per Computer zu simulieren - ein science-fiction-haftes Ansinnen, das unter der Regie von Armin Petras auch zu mysteriösen Zwischenfällen führt - Mord inklusive.
Im Gegensatz zu den Proben zu "La vie de bohème", während derer Regisseur André Wilms einer der "besonders Leidtragenden" (Schweeger) des Wasserschadens war, geht die Uraufführung der Film- und Romanadaption am 24. November - Szenen aus dem Leben von drei Pariser Künstlerfreunden - hoffentlich trocken über die Bühne.

Mit einem Stück, dessen geplante Aufführung in Frankfurt in den achtziger Jahren einen der am heftigsten ausgetragenen Streits der deutschen Theaterwelt provozierte, befasst sich Regisseur Udo Samel ab 25. November in der Bühnenadaption von Harry Mulischs "Das Theater, der Brief und die Wahrheit". Im Umfeld der geplanten Uraufführung von Rainer Werner Fassbinders "Der Müll, die Stadt und der Tod" in Holland verschickte ein Schauspieler antisemitische Drohbriefe und entführte sich selbst, um die profaschistische Atmosphäre zu simulieren, die er bekämpfen wollte. Auf dieser realen Geschichte basiert Mulischs Text - im Unterschied zur Realität, gibt es jedoch Tote.

"Ich bin ein positiver Mensch", hatte Schweeger am Tag nach der Überschwemmung gesagt, als der Start ihrer ersten Spielzeit plötzlich in Frage stand. Als sie am Donnerstag nach den Unwägbarkeiten der vergangenen Tage Entwarnung gab, formulierte sie schlicht: "Nun ist das Haus wenigstens richtig saubergemacht."



xku013 ku 4 DDP 0533 über ddp vom 18.10.01 15:27:00
Theater/Unfälle/Schauspiel/ZF1/

(Zusammenfassung - Neu: Münz)
Schauspiel-Überschwemmung verursachte zwei Millionen Mark Schaden
500 Scheinwerfer zerlegt - Offenbar keine Sabotage

--Von Wolfgang Frey--

Frankfurt/Main (ddp). Die Überschwemmung des Frankfurter Schauspiels vor gut zwei Wochen hat einen Schaden von mindestens zwei Millionen Mark angerichtet. Diesen Betrag nannte Intendantin Elisabeth Schweeger am Donnerstag in Frankfurt am Main als vorläufige Schätzung. Der Technische Direktor Rainer Münz sagte, die endgültige Schadenssumme werde erst in einigen Monaten feststehen. Die Ursache für das außerplanmäßige Einsetzen der Löschwasseranlage, die am 1. Oktober beide Häuser des Theaters unter Wasser setzte, sei nach wie vor offen, sagte Münz. Sabotage schließe er jedoch "komplett" aus.

Der größte Teil der zwei Millionen Mark gehe für Aufräum- und Reinigungsarbeiten drauf, sagte Münz. Rund 50 Leute seien seit dem 1. Oktober "von morgens bis abends im Einsatz", um unter anderem 500 Scheinwerfer in ihre Einzelteile zu zerlegen, Leitungen und die Motoren der Bühnenanlagen zu kontrollieren oder die Tonanlage zu überprüfen. Größter Einzelposten in der Schadensbilanz ist das Lichtpult im großen Saal. Münz sprach von einem "wahrscheinlichen Totalschaden". Das Gerät kostet rund 250.000 Mark.
Noch immer rätselten die Sachverständigen an der Frage nach der Ursache des außerplanmäßigen Regens von der Theaterdecke, sagte Münz. "Sie können uns den Defekt immer noch nicht erklären." In den nächsten zwei Wochen erwartete er ein Zwischenergebnis der Untersuchungen.

Da die automatische Löschanlage seit dem 1. Oktober abgeschaltet ist, halten laut Münz mehrere Feuerwehrleute rund um die Uhr Wache im Schauspiel, um im Brandfall sofort reagieren zu können. Vor einem Feuer bei der Uraufführung von Peter Greenaways Stück "Gold / 92 bars in a chrashed car", das die Spielzeit trotz erschwerter Probenbedingungen planmäßig am 2. November planmäßig eröffnen soll, bräuchten die Premierengäste daher auch keine Angst zu haben, sagte Münz.

Der unvermittelte Guss hatte das Ensemble am Nachmittag des 1. Oktober bei den Proben überrascht. Die Schauspieler stürzten durchnässt von der Bühne. Techniker und der Bereitschaftsdienst der Feuerwehr rannten los und drehten die Handräder der Ventile zu. Dennoch verwandelte das Wasser beide Häuser binnen fünf Minuten in eine Seenlandschaft und lief bis in den Keller. Feuerwehrschef Reinhard Ries sprach tags darauf von "mindestens" 20 Kubikmetern. Das Wasser durchnässte Bühne, Sitzreihen, Boden, abgehängte Decken, die komplette Tonanlage und rund 500 Scheinwerfer.



xsw044 vm 3 DDP 0591 über ddp vom 02.10.01 17:29:00
Unfälle/Wasserschaden/Theater/ZF2/

(Zweite Zusammenfassung - Neu: Roth)
Saisonstart nach Schauspiel-Überschwemmung in Gefahr
Schadenshöhe und Ursache noch unklar - Roth sagt Unterstützung zu

-- Von Wolfgang Frey --

Frankfurt am Main (ddp-swe). Nach der Überschwemmung im Frankfurter Schauspiel ist der für Anfang November geplante Saisonstart in Gefahr. "Wir wissen nicht, wann wir den Spielbetrieb aufnehmen können", sagte Intendantin Elisabeth Schweeger am Dienstag in Frankfurt am Main. Der entstandene Schaden werde sich frühestens in zwei Wochen beziffern lassen. Warum die Sprühwasserlöschanlage die Bühnen beider Häuser und den Zuschauerraum des großen Saals am Montagnachmittag schlagartig unter Wasser setzte, ist nach den Worten des Frankfurter Feuerwehrchefs Reinhard Ries ebenfalls noch völlig unklar.

Ries sprach von einem "bundesweit einmaligen Fall" und einem "Defekt, der fachmännisch nicht erklärbar ist". Die Anlage habe in Fachkreisen als "absolut sicher gegolten". Sicher sei, dass alle zehn Gruppen der Anlage gleichzeitig wie ein "starker Gewitterregen" in nasse Aktion getreten seien, sagte Ries. Ein Szenario, das wegen der Wasserschäden selbst im Fall eines Feuers nur in "letzter Instanz" in die Tat umgesetzt werde.

Kopfzerbrechen bereitet Ries die Frage, warum die - wie bei Proben üblich - auf Handbetrieb gestellte Anlage "auf einmal durchgegangen" ist. Per Hand hätte niemand alle Ventile gleichzeitig öffnen können. "So viele Finger haben Sie gar nicht", sagte Ries. Auch im automatischen Protokoll der Anlage sei kein menschlicher Eingriff vermerkt.

Relativ klar ist dagegen die versprühte Wassermenge. Ries sprach von "mindestens" 20 Kubikmetern. Sie durchnässten Bühne, Sitzreihen, Boden, abgehängte Decken, die komplette Tonanlage und Scheinwerfer des "extrem verkabelten" Schauspiels. "Das Wasser lief aus den Steckdosen", sagte Schweeger. Jetzt müsse aus Sicherheitsgründen "jedes Gerät in die Hand genommen" und überprüft werden.

In vierzehn Tagen hofft Schweeger, eine Antwort auf die drängende Frage zu haben, ob sie ihre erste Spielzeit am Frankfurter Schauspiel wie geplant am 2. November mit der Uraufführung von "Gold/92 bars in a crashed car" von Peter Greenaway eröffnen kann. "Ich bin ein positiver Mensch", sagte sie am Dienstag auf nassem Teppichboden im großen Saal zwischen zwei Tropfen von der immer noch feuchten Decke. Im Moment gehe sie noch davon aus, dass alles klappe, obwohl der Terminplan schon jetzt "sehr eng" sei, sagte Schweeger.

Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU), von der Überschwemmung im Urlaub überrascht, ließ erklären, sie fühle "buchstäblich" mit dem Ensemble und Schweeger. Der Intendantin sagte Roth die "uneingeschränkte Hilfe" der Stadt zu. Der Magistrat werde alles tun, um einen baldigen Spielbetrieb zu ermöglichen.

Das Wasser hatte das Ensemble am Montag gegen 15.00 Uhr bei den Proben überrascht. Die Schauspieler stürzten durchnässt von der Bühne. Techniker und der Bereitschaftsdienst der Feuerwehr rannten los und drehten die Handräder der Ventile zu. Dennoch verwandelte das Wasser die beiden Häuser binnen fünf Minuten in eine Seenlandschaft und lief bis in den Keller.

Während sich die Schauspieler im Fundus mit trockenen Kostümen einkleideten, waren 35 Feuerwehrleute bis in die Abendstunden mit Abpumpen und Aufwischen beschäftigt. Im Dunkeln und mit Taschenlampen ausgerüstet. Wegen der Kurzschlussgefahr wurde aus Sicherheitsgründen im ganzen Haus der Strom abgestellt.

(Quellen: Schweeger, Ries, Roth-Sprecher in Frankfurt)


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