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william forsythe in bestform. "ich bin künstler!" für ddp auf einer eigenartig unwirklichen pressekonferenz. im juni 2002

06.06.02 - 15:42:00 Uhr - DDP 683

(Nachrichtenfeature)
«Basta» ruft der große «Künstler»
Forsythe kehrt im Frankfurter Kulturstreit mit eisernem Besen - TAT-Theater bekommt neuen Kurs

Von ddp-Korrespondent Wolfgang Frey
(mit Bildern)

Frankfurt/Main (ddp). Nächster Akt im Frankfurter Ballett und Theaterdrama: Doppelintendant William Forsythe verordnete am Donnerstag in Frankfurt am Main der experimentellen Sprechbühne TAT einen neuen Kurs. Den Jungregisseuren Tom Kühnel und Robert Schuster nimmt er ab 2003 die Gestaltung des TAT-Programms aus der Hand.

Zugleich machte Forsythe, dessen Ballettensemble wie seine eigene Vertragsverlängerung im Sog der Frankfurter Finanzkrise auf dem Spiel steht, am Donnerstag klar, dass er über 2004 hinaus «kein intellektuelles Interesse» am Posten des TAT-Intendanten hat. Kühnel und Schuster reagierten düpiert.

«Das Konzept war gut, aber ich bin der Meinung, es sollte erweitert werden, basta», sagte Forsythe mit Blick aufs TAT. Kühnel und Schuster, de facto seit gut drei Jahren mehr oder weniger allein verantwortlich fürs TAT-Programm, auch wenn das vertraglich so nie explizit geregelt war, «werden dann nicht mehr das gesamte Programm bestimmen, sie können aber mitmachen, wenn sie das wollen», sagte Forsythe. «Sie werden nicht abgeschoben, das Programm wird erweitert», unterstrich der Intendant.

Nach einer Übergangszeit zu Anfang der neuen Spielzeit im Herbst unter Schusters und Kühnels Ägide werde der Spielplan aus einer Kombination von kuratierten Neuproduktionen, Koproduktionen, Gastspielen, Künstlerprojekten und Auftritten des Balletts Frankfurt bestehen, sagte Forsythe.

«Wir fühlen uns schon abgesägt», sagte Schuster im Anschluss. Der Machtkampf sei jetzt allerdings «abgeschlossen». Ob die beiden 2003 noch am TAT inszenierten, hänge von Forsythes Plänen ab, die allerdings noch sehr vage seien. «Wir kennen nur Bleistiftskizzen der neuen Raumkonzeption», sagte Kühnel. Im Zentrum müsse allerdings die Rettung des von der Schließung bedrohten Theaters stehen. «Darum muss es jetzt gehen, nicht um Namen und Positionen», sagte Schuster.

«Die Stadt kann es sich nicht leisten, das TAT zu schließen», sagte Forsythe. Das wäre «desaströs». Aber «wenn die Bürger nicht aufstehen, was sollen wir machen», fügte er hinzu. Über die Verlängerung seines Vertrags als Ballett-Intendant werde geredet, Gespräche über die TAT-Intendanz gebe es nicht. «Aber das ist auch nicht meine Institution, um Gottes Willen», sagte Forsythe. «Ich bin nicht daran interessiert, daran festzuhalten». Es gehe um Kunst, nicht um Posten. «Ich bin Künstler!», rief der Intendant.



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