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leseprobegesellschaft

ein nachmittag und eine nach bei karim und frankenbarbie. big-brother-hochzeit in frankfurt. wenn vorurteile zu erfahrungstatsachen werden. für ddp im märz 2001

xen020 vm 4 DDP 0714 über ddp vom 30.03.01 17:51:00
Fernsehen/Big Brother/Karim/Daniela/FEA/

Unsichtbare Hochzeit: Karim und Daniela machen den Frankfurter Römer zum Big-Brother-Haus

Draußen schimpfen enttäuschte Fans


--Von ddp-Korrespondent Wolfgang Frey--
(Mit Bild)

Frankfurt/Main (ddp). Für ein Autogramm von Frankenbarbie würde Salima an diesem Freitagvormittag alles tun: "Ich würde meine Seele verkaufen!" Selima ist 13 und auf ihrem Din-A-4-Block ist Platz für hunderte Frankenbarbie-Signaturen. Die "Frankenbarbie" (bürgerlich: Daniela) aus dem Big-Brother-Container, die jeden Moment eintreffen muss, um Karim (auch aus dem Big-Brother-Container) im Frankfurter Römer zu heiraten, findet Salima einfach super: "Die ist berühmt, die ist blond, die ist perfekt für Frankfurt!", sagt sie um kurz vor elf. Vier Stunden später will sie von der Frankenbarbie nichts mehr wissen: "Das ist hier doch alles voll doof, voll beschissen, voll die Verarschung."

Das Autogramm, für das Salima fast ihre Seele verkauft hätte, hat sie nicht bekommen. Frankenbarbie und Karim haben sich ganz exklusiv an ein paar Kameras verkauft. Wie im Container. Im Trausaal sind es vier Kamerateams und auf dem Weg dahin noch mehr Sicherheitsleute. Ein Freund von Karim hat eine Tüte mit fünf Pfund Reis dabei und läuft ständig hin und her. Vom Haupteingang zum Seiteneingang, und zurück. Wie die andern Fans. Um die 300 sind's zeitweise, die meisten warten vorm großen eisenbeschlagenen Haupttor. Wo gehen Karim und Daniela rein? Durchs große Tor, die 27 mit rotem Teppich belegten Stufen zum Trausaal hinauf, wie die anderen zwölf Paare, die an diesem Tag schon "ja" gesagt haben? Oder doch durch den Seiteneingang? Und wo kommen sie raus? Karims Freund mit dem Reis weiß es auch nicht. "Da sind nur RTL-Kameras drin, da ist kein Platz für Freunde", sagt er und macht sich wieder auf den Weg. Zum Reis werfen kommt er nicht.

Später bemüht sich Karims älterer Bruder Mohammed vorm großen Tor um Schadensbegrenzung bei den Fans, den Journalisten und den Fotografen, die sich vor Langeweile zwischendurch schon gegenseitig fotografieren. Es ist nach 15.00 Uhr. Karim und Daniela sind längst an den Fans vorbei zum Ort des Ja-Worts und wieder zurück geschleust worden und dann abgebraust im grünen 180-PS-Audi-TT-Cabrio. Karim hat zweimal kurz das Fenster des Trausaals aufgemacht, zweimal kurz gewunken. Das wars. "Ich kann verstehen, dass die Leute verärgert sind", sagt Mohammed. "Aber das ist nicht die Schuld von Karim." Gern wäre der die 27 Stufen zum großen Tor und den wartenden Fans hinuntergestiegen, sagt Mohammed. "Aber die Leute von RTL wollten das nicht".

Spaßig sei's drinnen gewesen, erzählt Mohammed. "Das war die erste Trauung, die ich erlebt habe, die lustig war." Christian (auch aus dem Container) habe wie immer seine Witze gemacht, Trauzeuge und Big-Brother-Produzent Rainer-Laux die Platin-Ringe versteckt, richtig lustig eben. Drinnen. Vor laufenden Kameras. Wie im Container. Und die Bilder aus dem Container gibt's ja bekanntlich im Fernsehen. Salima will sie gar nicht mehr sehen. "Die Fans werden immer nur dazu benutzt, Geld in die Kassen zu bringen, aber wenn die Fans mal eine Gegenleistung wollen, dann gibt's nichts." Nee, sagt sie, sie hat genug von Big-Brother und der Container-Hochzeit: "Das guck' ich mir nicht an."



xvm003 vm 4 DDP 0071 über ddp vom 31.03.01 09:06:00
Fernsehen/Big Brother/Karim/Daniela/FEA/
Big-Brother-"Frankenbarbie" und Karim feiern ihre Hochzeitsparty: "Irgendwas fehlt"

--Von ddp-Korrespondent Wolfgang Frey--
(mit Bild nach der Trauung)

Frankfurt/Main (ddp). Irgendwas fehlt. Nicht Karim, nicht Daniela (vulgo: "Frankenbarbie"), nein, das Hochzeitspaar ist da. Auch nicht die Fans, die am Freitagabend sowieso fehlen sollten bei der Freundeskreis-Party im Szeneclub "Stars" im Kellergeschoss des Frankfurter Messeturms. Nein, es ist etwas anderes. Hanka ("Ich bin die Hexe aus dem Big-Brother-Container, aber die gute.") überlegt, lässt die Blicke durch den halbvollen Club schweifen und sagt: "Irgendwie ist es es unschön, es sind so viele kamerageile Leute hier." 200 Freunde hat Karim eingeladen, so 160 sind gekommen, die Scheinwerfer auf den Kameras der vier RTL-Teams erhellen schlaglichtartig die Szenerie. "Irgendwie", sagt Hanka, "ist es langweilig."

Christian, "der Nominator", hat sich vom Big-Brother-Produzenten Rainer Laux eine Zigarre geschnorrt. "Da muss man nicht böse sein, dass es nicht so abgeht", sagt er paffend. "So viele Fans wie heute Mittag vor dem Römer bei der Hochzeit waren und so eine Kamerapräsenz, da hätte ich auch gekotzt." Nee, meint Christian, die beiden bräuchten jetzt mal eine Pause von Interviews und Autogrammen. Dass Karim und Daniela geheiratet haben ist, findet er übrigens gut: "Ich hab' schon im Big-Brother-Haus zu Karim gesagt: Die ist reif." Es gebe halt Momente, in denen die "Geilheit siegt", sagt er, aber bei den beiden sei es mehr: "Eigentlich ist das Big-Brother-Haus definitiv der falsche Platz, um eine Frau zu suchen, aber die beiden sind die große Ausnahme."

Die Ausnahme namens Karim ist um sieben da, die namens Daniela kommt mit über einer Stunde Verspätung, aber das liegt vielleicht am Friseur. Hochgesteckt präsentiert sie die blonden Haare, teils zu Zöpfen geflochten, teils mit geflochtenen dunkleren Haarteilen garniert, die an Schiffstaue erinnern. Ihr weißer Rock unterm Haarberg und dem trägerlosen weißen Top reicht bis auf den Boden und ist zu eng zum Laufen. "Ich bedanke mich, dass ihr hier seid", sagt Karim irgendwann. "Das Buffet ist eröffnet", sagt Daniela, gibt ein Küsschen hier, eins da und schleift ihre kurze Schleppe weiter über den Steinboden. Die Party schleppt sich dahin, die Musik tröpfelt aus den Lautsprechern, und dann schließt Daniela die Augen.

Die acht Messer mit den roten Griffen, die auf sie zufliegen, will sie gar nicht sehen. Karim erträgt den Messerwerfer sehenden Auges. "Das Blut auf Deinem weißen Anzug wird sensationell aussehen", ruft Christian und rührt mit seinem Strohhalm im Cocktailglas. Nach Messer Nummer acht wischt Karim sich über die Stirn, den ersten Höhepunkt des Abends hinter sich. Der zweite folgt, als er Daniela sein Überraschungsgeschenk, einen Brillantring, überreicht, und sie ihm kistenweise Boxen für seine Stereoanlage schenkt, der dritte, als Karim singt. "Irgendwas ganz tief in mir schreit nach Dir" und "Fühlst du, es ist soweit, länger als die Ewigkeit". "Halb- oder Vollplayback", fragt einer, mit den Lippenbewegungen stimme irgendwas nicht. Die Antwort geht im Applaus unter, seit der DJ einheizt, wird geklatscht, als er die Musik aufdreht und den ultimativen Start der Party verkündet, hält sich einer die Ohren zu.

Karim tanzt, Frankenbarbie tanzt, aber dann zieht sie sich doch was Bequemeres an. "Sie kommt gleich wieder", sagt Karim, dem es im Übrigen "sehr leid" tut, dass er sich mittags zur Hochzeit an 300 enttäuschten Fans vorbei in den Frankfurter Römer rein- und wieder rausgeschlichen hat. "Ich möchte mich entschuldigen. Aber ich habe ja auch keine Fans eingeladen." Und außerdem habe er alles exklusiv verkauft, und schließlich gebe es am Samstag die öffentliche Party: "Und da kann dann ja jeder hin." Vorm "Stars" haben am Freitagabend sowieso keine Fans mehr auf die Stars des Abends gewartet.

Stars seien die beiden sowieso keine, meint Rainer Laux. "Big-Brother hat gezeigt, dass man von null auf hundert bekannt werden kann, aber ein Star, das ist was anderes." Einer, der erzählt, er sei ein Freund von Karim, und seine goldenen Turnschuhe selbstbewusst zum schwarzen Anzug trägt, hätte lieber echte Stars gesehen: "Nicht nur die von Big-Brother, auch ein paar andere, so ist es irgendwie langweilig. Irgendwas fehlt."



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