Das Buch «Die Renaissance der Seife. Verleumdung, Verflüssigung, Wiederkehr» ist nicht nur die erste Warenkunde zu der alltäglichen Selbstverständlichkeit Seife, es ist auch die erste kritische Warenkunde ihrer Art überhaupt. Der Band thematisiert neben den klassischen warenkundlichen Aspekten wie Geschichte, Rohstoffen, Herstellungstechniken und Konsumentennutzen auch politische, wirtschaftliche und soziale Aspekte.

So zeigt das Buch unter anderem auf, wie Seifenfabrikanten während des sich ausweitenden Welthandels im 19. Jahrhundert bei der Beschaffung von Rohstoffen von Kolonialismus, Zwangsarbeit und Sklaverei profitierten. Im 20. Jahrhundert kollaborierten große Hersteller dagegen mit den Nationalsozialisten, um den längst aufgegebenen deutschen Walfang zu reaktivieren, zur Sicherung des Nachschubs der nötigen Fette – was zur fast vollständigen Ausrottung der Großwale führte.
Die Politik schaut weg
Im öffentlichen Bewusstsein oft nicht präsent ist auch die Tatsache, dass die Entwicklung der synthetischen Tenside für Waschmittel, Duschgels und Flüssigseifen nach dem Zweiten Weltkrieg zu ernsten Umweltverschmutzungen insbesondere in den Gewässern führte. Das Buch zeichnet die weitgehende Untätigkeit und Industriehörigkeit der Politik auf, die sich bis heute in der Nichtregulierung von flüssigem und gelartigem Mikroplastik in Kosmetikprodukten zeigt.
Thematisiert wird ebenfalls die in weiten Teilen kryptische und unverständliche Deklaration der Inhaltsstoffe von Seifen. Der Band gibt den Leserinnen und Lesern die nötigen Informationen an die Hand, um Seifenprodukte bewusst sowohl bezüglich der Hautverträglichkeit als auch der Inhaltsstoffe auswählen zu können.
Die Macht der Narrative
Kritisch beleuchtet das Buch auch die Narrative der Kosmetikindustrie, mit denen sie die neuen, lukrativeren Flüssigprodukte wie Duschgels und Flüssigseifen als Ersatz für die deutlich aufwändigere klassische Seife aus Laugen und Fetten im Markt etabliert hat. Dabei spielen die im Publikum bekannten Erzählungen von der Seife, die angeblich den «Säureschutzmantel» der Haut zerstört und ihre Diffamierung als «Keimschleuder» die prominentesten Rollen – sie bewegen sich, so zeigt das Buch, hart an der Grenze zwischen legitimer Produktwerbung und Desinformation.
Eingeleitet wird der Band mit einem Vorwort der Naturkosmetikexpertin Martina Irzik. Sie kommt zu diesem Schluss: «Dieses Buch ist ein Leuchtfeuer in Zeiten unsinniger Vorschriften und Halbwahrheiten hinsichtlich vermeintlich guter Produkte zur Hautreinigung und -pflege.»
Das Internetportal zur Seife
Da ein Buch naturgemäß nach seinem Erscheinen nicht auf aktuelle Entwicklungen reagieren kann, steht ihm das Onlineportal «Seifenwissen.org» zur Seite. Dort finden sich – ähnlich wie im Buch – ein Glossar mit den wichtigsten seifentechnischen Begriffen, daneben aktuelle Artikel zum Thema, Portraits von Seifenklassikern und Rohstoffen sowie alle Informationen rund um das Buch.
Titel: «Die Renaissance der Seife. Verleumdung, Verflüssigung, Wiederkehr.
Mit einem Vorwort von Martina Irzik»
Verfasser: Wolfgang Frey
Erscheinungsjahr: 2025, 288 Seiten, im Buchhandel erhältlich
ISBN: 978-3-9526203-1-1 (EU), 978-3-9526203-0-4 (Schweiz)
Mehr Informationen zum Buch auf dem Portal Seifenwissen.org.
Der Autor
Profil von Wolfgang Frey im Register wissenschaftlicher Autoren «Open Researcher and Contributor ID» (ORCID):
0009-0006-2137-2753