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das geschäft mit der selbstanzeige. liechtensteiner vaterland vom 20. mai 2009

kaiser ritter partner

Geschäftsmodell Deklaration

Die Liechtensteiner Finanzgruppe Kaiser Ritter Partner erhebt den Abschied vom Schwarzgeld zum Geschäftsmodell: Eine neue Schweizer Tochtergesellschaft soll vor allem US-Kunden bei der steuerlichen Selbstanzeige helfen.

Von Wolfgang Frey, Zürich

«Das Entscheidende ist, rechtzeitig auf der richtigen Seite der Veränderung dabei zu sein», sagte Fritz Kaiser, Executive Chairman der Kaiser Ritter Partner Gruppe, gestern in Zürich, als er die Gründung der zehn Mitarbeiter zählenden Tochter Kaiser Ritter Financial Advisors AG in Zollikon vor den Medien bekannt gab. Diese soll zunächst US-Kunden mit Geld in Liechtenstein und der Schweiz dabei helfen, ihre Vermögen gegenüber der Steuerbehörde freiwillig offenzulegen.

Kaiser sieht nicht nur bei der Kundschaft Bedarf für diese Dienstleistung, auch bei Banken und Finanzintermediären, denen Anklagen wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung drohen: «Ich wäre nicht überrascht, wenn das in kurzer Zeit ein ansehnliches Geschäft würde.» Allein die in der Schweiz liegenden Privatvermögen «mit Beratungsbedarf» schätzt Kaiser auf bis zu 50 Milliarden Franken.

«Amerika ist es sehr ernst»
«Die USA haben am Beispiel der Grossbank UBS klargemacht, dass sie hart gegen Steuerhinterzieher und auch gegen die Intermediäre vorgehen», sagte Kaiser mit Blick auf die in den USA wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung verhafteten und angeklagten Mitarbeiter der Schweizer Grossbank. «Amerika ist es sehr ernst damit und es ist keine gute Idee mehr, US-Kunden zu haben, die Geld vor dem Fiskus verstecken», sagte Kaiser.

Es gehe jetzt nicht mehr darum, was «gut und richtig» sei, sagte Kaiser: «Es geht jetzt um die Macht des Faktischen.» Der Druck aufs Bankgeheimnis sei nicht nur in Liechtenstein und der Schweiz längst zu einer «konzertierten Aktion» grosser Staaten geworden. Bis vor Kurzem hätten viele noch gehofft, das Problem Schwarzgeld aussitzen zu können, inzwischen sei klar, «dass auch Finanzintermediäre und Vermögensverwalter fürchten müssen, verurteilt zu werden», so Kaiser.
«Heute muss sich jede Bank gut überlegen, wen sie als Kunden akzeptiert und was sie mit ihren alten Kunden macht, die ihr Vermögen womöglich nicht bei der Steuer deklariert haben», sagte Kaiser. Das Problem sei «komplex und sehr dringlich», auch wenn die Finanzbranche in dieser Hinsicht nach wie vor «wie gelähmt» wirke. Bei Kaiser Ritter Partner werden Kunden des Bank- und Treuhandgeschäfts laut Kaiser «je nach Dringlichkeit» der Lage in ihrem Heimatland dazu angehalten, ihre Vermögen zu deklarieren, allen voran Kunden aus den USA. «Wir möchten langfristig nur noch deklarierte Gelder verwalten», unterstrich Kaiser.

Deklaration oder Trennung
«Die USA sind derzeit das grösste Risiko für Berater», sagte Stephan Ochsner, früher Chef der Finanzmarktaufsicht Liechtenstein und inzwischen Chef des Treuhandgeschäfts bei Kaiser Ritter Partner. Bank- und Treuhandkunden müssten sukzessive nachweisen, dass sie ihre Anlagen deklariert hätten, andernfalls trenne man sich von ihnen: «Sonst wären die Risiken für uns nicht überschaubar.»

Entsprechend habe Kaiser Ritter Partner 2008 das Gespräch mit der US-Steuerbehörde Internal Revenue Service (IRS) gesucht. «Wir haben uns faktisch selbst offengelegt, gesagt, was wir machen», sagte Ochsner. Das sei auch eine Art eigene «Absicherung». Auch Kaiser Ritter Partner habe Kunden, «die Probleme haben».

Inzwischen hat die Finanzgruppe nach eigenen Angaben mit dem IRS eine «Verständigung» erzielt, die als Kern des offerierten Offenlegungsservice figuriert. Die Geschäftspolitik der Liechtensteiner Gruppe und der «Prozess der geordneten Überführung» steuerlich nicht deklarierter Gelder in die «Steuerkonformität» sei in einem Memorandum mit der Behörde festgehalten, sagte Kaiser. Kaiser Ritter Partner habe beim IRS zudem einen eigenen Ansprechpartner, um freiwillige Selbstanzeigen effizient und reibungslos platzieren zu können. Um küftig aus US-Sicht legal mit diesen Kunden aus den Vereinigten Staaten geschäften zu können, habe das Unternehmen zudem eine Vermögensverwaltungslizenz bei der US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) beantragt. Eine solche hätten zahlreiche Banken nicht, unterstrich Kaiser.

Nicht zuletzt die UBS war dadurch ins Netz der US-Ermittler geraten. Inzwischen ist die Schweizer Bank bekanntlich mit der Forderung nach Herausgabe Zehntausender Kundendaten konfrontiert.

Neugeld von der Konkurrenz
Kaiser Ritter Partner spekuliert darauf, auch Kunden verschiedener Schweizer Banken in die Steuerehrlichkeit zu überführen und das Geld anschliessend in der eigenen Privatbank verwalten zu können. Viele Banken hätten inzwischen Sorgen mit ihren US-Kunden: «Verschiedene Verhaftungen haben das Problem offen gezeigt», sagte Kaiser.

Die Vereinbarung mit der US-Steuerbehörde sei «überhaupt kein Freibrief» für Kaiser Ritter Partner, stellte Kaiser auf Nachfrage klar, aber durchaus ein «Vertrauensvorschuss». Man habe sich verpflichtet, die «Spielregeln» zu beachten.

Kaiser Ritter Partner verstehe sich mit dem Deklarationsservice für Kunden, Banken, Treuhänder, Vermögensverwalter und andere Finanzintermediäre als eine «Plattform, um zu helfen», sagte Kaiser. Er zeigte sich sicher, dass diese Hilfe angenommen werde, wenn auch bei einer Selbstanzeige ein Drittel des Vermögens weg sein könne, nicht zuletzt durch die Honorare, die sich laut Kaiser aber im Rahmen des Üblichen halten sollen.

«Sehr grosse Nachfrage»
«Wir haben Lösungen», sagte Kaiser. Die neue Tochterfirma werde schnell wachsen: «Wir haben eine sehr grosse Nachfrage.» Kaiser sprach bereits von «Kapazitätsproblemen» und kündigte an, die Tochter in Zollikon alsbald «personell aufzurüsten». Deklaration, Selbstanzeige und Steuerehrlichkeit als Geschäftsmodell: «Wir betrachten das tatsächlich als eine Wachstumschance», sagte Fritz Kaiser.

 

 

 

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