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die weichen für die zukunft des liechtensteiner finanzplatzes sind gestellt: nach der vereinbarung mit den usa über einen informationsaustausch in steuerfragen gibt es kein zurück mehr. aus wirtschaft regional vom 31. oktober 2008

steueraffaere liechtenstein treuhänder

Eiszeit für die Treuhänder

Im Richtungsstreit um die Zukunft des Finanzplatzes haben sich die Banken durchgesetzt. Das Abkommen über einen Informationsaustausch mit den USA in Steuerfragen nützt vor allem ihnen. Die Treuhänder gucken derweil in die Röhre.

Von Wolfgang Frey

Vaduz. – Die ersten, die vergangene Woche von der Regierung in einer kleinen geheimen Runde über das Abkommen informiert worden waren, wurden schriftlich zu Stillschweigen verpflichten. Nichts sollte nach aussen dringen, bevor die Regierung die Paraphierung des Abkommens am Mittwoch öffentlich machte. Kein Wunder: Das sogenannte TIEA-Abkommen ist Sprengstoff für den Finanzplatz und ein ganz klarer Paradigmenwechsel. Einige Treuhänder sprechen von einer «Lex LGT», will heissen, einem Abkommen, das vor allem den Banken nützt. «Und dafür», sagt ein anderer, «hat man die Treuhänder geopfert».

«Die Flanke ist offen»
Im fraglichen Dossier, dass den Banken im Gegenzug zum Informationsaustausch den international wichtigen QI-Status sichert, ist zwar kein automatischer Austausch in Steuerhinterziehungsfragen vereinbart. Im Ernstfall, das bestätigen verschiedene Treuhänder, müssten allerdings auch die Geldgeber respektive die Begünstigten von Stiftungen gegenüber der US-Steuerbehörde offengelegt werden, wenn diese einen begründeten Verdacht nachweisen kann. Dem könnte sich dann auch ein Liechtensteiner Richter, der ebenfalls noch über die Herausgebe von Informationen entscheiden müsste, nur schwer entziehen.

«Die Flanken sind geöffnet», sagt ein Treuhänder. Die Diskretion der Stiftung mithin angekratzt. «Der Stiftungsplatz wird ein ganz anderer werden», sagt er. «Das Massengeschäft, das jahrzehntelang hier praktiziert wurde, ist fertig». Das Geld werde weiterziehen. «Nach Dubai oder was weiss ich wohin; Geld ist mobil.»

Erst der Datenklau, jetzt das Abkommen mit den USA: «Das Problem liegt auf der Vertrauensseite», sagt ein Branchenvertreter. Noch wisse niemand, wie das Abkommen, das 2010 in Kraft treten soll, genau umgesetzt werde. Zudem werde angesichts der Einigung mit den USA mittelfristig eine ähnliche Regelung mit der EU erwartet. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte auf dem Höhepunkt der Steueraffäre im Frühjahr genau das gefordert. Erklärungen der Liechtensteiner Regierung, das stehe «nicht im Zusammenhang» mit der Vereinbarung mit den USA, stossen in Treuhänderkreisen derzeit auf wenig Vertrauen.

«Massive Verunsicherung»
Ob das Abkommen mit den USA auch tatsächlich die Richtung für die Verhandlungen mit der EU vorgibt, spielt nur eine untergeordnete Rolle. Verunsicherte Kunden, die nicht wissen, was morgen gelten könnte, werden ihr Geld keinem Treuhänder mehr anvertrauen, heisst es. «Die Kunden sind massiv verunsichert», sagt ein Vertreter der Branche. «Das ist Gift fürs Neugeschäft.» Ein anderer sagt: «Das Risiko ist jetzt einfach zu gross.»

Offiziell will sich im Moment kein Treuhänder äussern. Die Treuhändervereinigung rang am Montagabend in einer Krisensitzung vergeblich um eine gemeinsame Sprachregelung. Am Ende entschied man sich gegen eine öffentliche Stellungnahme. Ein Treuhänder drückt es so aus: «Es herrscht stille Orientierungslosigkeit.»

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