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nach der datenklau-affäre wirft die lgt das ruder herum


lgt treuhand

Dienstag, 11. November 2008

LGT stellt Weichen neu

Die LGT Bank in Liechtenstein will mit Steuerfluchtgeld nichts mehr zu tun haben: Im Treuhandgeschäft sollen ausdrücklich nur noch deklarierte Gelder angenommen werden. Das eigene Offshore-Geschäft wird de facto aufgegeben.

Von Wolfgang Frey

Vaduz. – Früher, sagt ein Liechtensteiner Treuhänder, habe man die Kunden aus dem Ausland eben einfach unterschreiben lassen, dass sie für allfällige Steuerzahlungen selbst verantwortlich wären. Die Bank fülle schliesslich keine Steuererklärungen aus, hatte auch LGT-Chef Prinz Max von und zu Liechtenstein noch Anfang Jahr erklärt. Die Verantwortung für die Zahlung von Steuern aus dem in Liechtenstein verwalteten Vermögen lag allein beim Kunden. Und der verliess sich auf die Privatsphäre des Finanzplatzes Liechtenstein und ein Bankkundengeheimnis, das als dicht galt. Das war einmal.

Vertrauen angekratzt
Seit der Affäre um die geklauten Kundendaten der LGT Treuhand, die am Ende für einen Millionenbetrag in die Hände des deutschen Geheimdienstes gerieten, und dem jüngst paraphierten Kooperationsabkommen mit den USA in Steuerfragen hat sich einiges verändert: Die Kunden haben das Vertrauen in die Diskretion des Finanzplatzes verloren und sie fragen sich vor allem mit Blick auf das noch ausstehende Betrugsabkommen mit der Europäischen Union, mit welchen Ländern Liechtensteiner Banken demnächst vielleicht ebenfalls Informationen austauschen müssen. Vor allem deutsche Kunden bleiben weg, viele andere zögern. Der Treuhandplatz steckt in einer veritablen Krise.

Die LGT tritt jetzt zusammen mit der Regierung die Flucht nach vorn an. Am Ende, heisst es am Finanzplatz, werde es sicher weitere Abkommen zum Informationsaustausch geben. Die LGT stellt sich im Treuhandbereich darauf ein und spielt damit den Vorreiter für den Rest des Treuhandplatzes, der sich derzeit in Teilen verraten und verkauft vorkommt, auch wenn Regierungschef und Finanzminister Otmar Hasler das erst am Freitag wieder bestritten hat: Dafür habe er wenig Verständnis und die Regierung müsse schliesslich die «Gesamtinteressen des Landes sichern».

Prinz Max formulierte die Strategie in einem gestern von der Bank verbreiteten Communiqué etwas verklausuliert so: «Das europäische Offshore-Geschäft geht durch einen strukturellen Wandel und unser Treuhandgeschäft muss sich den neuen Realitäten anpassen.» Ausdrücklich erklärte er, dass die LGT die «Reformbemühungen Liechtensteins» in Sachen Finanzplatz unterstütze. Im Klartext: Man stellt sich darauf ein, künftig nur noch sauberes Geld zu verwalten.

Offshore-Geschäft adieu

Wenn ein neuer ausländischer Kunde komme, könne man bei der Frage, ob die Gelder in der Heimat deklariert seien, «mehr oder weniger insistieren», sagt LGT-Sprecher Christof Buri. Ab sofort gilt bei der Tochter LGT Treuhand: «Wenn wir eine begründete Annahme haben, dass das Geschäft nicht im Einklang mit der Steuergesetzgebung im Herkunftsland des Kunden steht, werden wir das Geschäft nicht machen.»

Die Regelung gilt ab sofort, wie die LGT gestern mitteilte. Mit Altkunden der LGT Treuhand, bei denen sich ein entsprechender Verdacht besteht, soll nun «wo möglich» versucht werden, die Treuhandmandate «mit den neuen Kriterien in Einklang» zu bringen. Und solche, das räumt die LGT in ihrem Communiqué mit dieser Formulierung indirekt ein, gibt es offenbar.

Zugleich verabschiedet sich die Bank des Fürstenhauses faktisch vom «Offshore»-Geschäft im Treuhandbereich, also vom Geschäft mit Kunden aus Ländern, in denen die LGT selbst nicht vor Ort präsent ist. In solchen Ländern will die Bank künftig auf Partner vor Ort setzen. Entlassungen soll es bei der derzeit rund 120 Mitarbeiter zählenden LGT Treuhand laut Banksprecher Buri nicht geben. Auf Veränderungen werden sich einige allerdings einstellen müssen.


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