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leseprobepolitik

erst das geld an der börse verbrannt und dann auf pseudo-konten neu erfunden: phoenix-manager in der asche vor dem frankfurter landgericht. nachrichten und korrespondentenberichte. frühjahr 2006

9. Mai 2006 - 15:54 Uhr - für Associated Press, Frankfurt am Main
Phoenix-Wirtschaftsprüfer will Steuern zurückfordern
Frankfurt am Main (AP) - Der vom Insolvenzverwalter eingesetzte Wirtschaftsprüfer der Skandalfirma Phoenix Kapitaldienst will vom Unternehmen gezahlte Steuern vom Fiskus zurückfordern. Phoenix habe für die fingierten Gewinne über die Jahre hinweg "sehr erkleckliche" Summen an Steuern gezahlt, sagte Wirtschaftsprüfer Otto Lakies am Dienstag im Prozess um millionenschweren Anlagebetrug vor dem Frankfurter Landgericht als Zeuge. | weiterlesen beim Manager Magazin


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offenbach-post phoenix kapitaldienst

aus der offenbach-post vom 29. april


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_APD2953 28. Apr 16.03 MEZ DEU/Phoenix/Prozess1.ZUS

Ex-Phoenix-Manager nennt erstmals Details
(Erste Zusammenfassung)

Frankfurt/Main (AP) Fiktive Buchungen und gefälschte Abrechnungen: Im Prozess um den millionenschweren Anlagebetrug beim Finanzdienstleister Phoenix-Kapitaldienst hat ein angeklagter Ex-Manager erstmals Einblicke in die Geschäftspraxis der Firma gegeben. Der damalige Firmenchef habe bereits 1993 die ersten Manipulationen an Abrechnungen von ihm verlangt, um Verluste zu verschleiern, erklärte der frühere Prokurist der inzwischen insolventen Firma am Freitag vor dem Frankfurter Landgericht. Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft soll Phoenix über die Jahre insgesamt rund 40.000 Anleger um rund 700 Millionen Euro geprellt haben.

Neben dem Prokuristen sitzt auch die ehemalige Geschäftsführerin auf der Anklagebank, die bislang aber noch keine Aussage gemacht hat. Die beiden müssen sich wegen Betrugs und Urkundenfälschung verantworten. Ihnen drohen bis zu zehn Jahren Gefängnis. Er selbst habe die ganze Zeit über gehofft, die in riskanten Optionsgeschäften verbrannten Investorengelder mit "eine paar guten Geschäften" wieder "zurückverdienen" zu können, berichtete der Ex-Manager weiter.

Im Zentrum der Manipulationen stand dem ExProkuristen zufolge der 1992 eröffnete "Phoenix Managed Account", der Investorengelder in riskante Termingeschäfte steckte, aber von Anfang praktisch nur Verluste geschrieben haben soll. Die Löcher, die durch den Totalverlust zahlreicher Optionsgeschäfte entstanden seien, seien immer wieder mit neuen Investorengeldern gestopft und mit falschen Buchungen vertuscht worden.

"Statt des fairen Marktwertes habe ich am Ende des Monats eben eine Null eingetragen", sagte der Ex-Prokurist. Anfangs habe er sich "nichts Gravierendes" dabei gedacht. Ende der neunziger Jahre habe die Differenz zwischen den manipulierten Buchwerten und dem fairen Wert der Anlagen 40 bis 50 Millionen US-Dollar betragen.

1997 sei bei einem Krisengespräch zwischen dem Firmenchef und ihm erstmals die Idee ins Spiel gekommen, "Positionen zu erfinden", sagte der Ex-Prokurist weiter. "Dann wurden Beträge fiktiv ausgewiesen", berichtete er.

Der Skandal flog vor rund einem Jahr auf, als die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin Wind von den zwielichtigen Geschäften bekam und die Phoenix-Konten sperrte. Die beiden Angeklagten wurden im Juni 2005 festgenommen und sitzen seither in Untersuchungshaft. Der Gründer und frühere Firmenchef kam 2004 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt. In der nächsten Woche wird eine erste Aussage der früheren Geschäftsführerin erwartet. Für das Verfahren sind zunächst noch 20 Verhandlungstage bis Mitte August angesetzt. Es wird erwartet, dass es bis zum Herbst abgeschlossen sein wird.



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Korrespondentenbericht: Das erste Geständnis

Ex-Phoenix-Manager packt aus: "fiktive Buchungen" an der Tagesordnung

Seit 1993 "Manipulationen" bei Frankfurter Skandalfirma - Gewinne nur auf gefälschten Abrechnungen

von Wolfgang Frey

Frankfurt/Main - Fiktive Buchungen, gefälschte Abrechnungen und ein Pseudo-Konto: Vor dem Frankfurter Landgericht hat der angeklagte Ex-Prokurist der Skandalfirma Phoenix-Kapitaldienst am Freitag erstmals ausgepackt. Michael M. zeichnete am zweiten Prozesstag ein detailliertes Bild des betrügerischen Systems, mit dem der Frankfurter Finanzdienstleister nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft über die Jahre hinweg 40.000 Anleger um rund 700 Millionen Euro geprellt hat. Hauptdrahtzieher sei Ex-Firmenchef Dieter Breitkreuz gewesen. Er selbst habe nicht den Mut gehabt, "einen Schlussstrich zu ziehen", sagte der 46-Jährige unter Tränen.

Der Druck in der Firma sei "psychisch so enorm" gewesen, dass er sich immer wieder "dazu hergegeben" habe, Briefe, Abrechnungen und Kontoauszüge zu fälschen. Er habe ständig vor der Frage gestanden, "stürze ich mich aus dem Fenster oder mache ich weiter", sagte seine Anwältin Katharina Kock.

Er selbst habe die ganze Zeit über gehofft, die in riskanten Optionsgeschäften verbrannten Investorengelder mit "eine paar guten Geschäften" wieder "zurückverdienen" zu können, sagte er. Doch auch nach dem Tod seines Chefs, der im April 2004 mit seinem Flugzeug über der Schweiz abgestürzt war, machte er den Betrügereien kein Ende.

Die Staatsanwaltschaft schätzt, dass der Ex-Prokurist und die ebenfalls angeklagte Ex-Geschäftsführerin, die bislang schwieg, von Juni 2004 bis Januar 2005 knapp 7.000 Anleger um rund 123 Millionen Euro gebracht haben. Wegen Betrugs und Urkundenfälschung in einem besonders schweren Fall drohen ihnen bis zu zehn Jahren Gefängnis.

"In der Firma herrschte nach Breitkreuz' Tod die Devise: Das Geschäftsleben muss weitergehen wie bisher", sagte der 46-Jährige. "Und ich selbst hatte nie den Mut dazu, den Schwindel auffliegen zulassen."

Begonnen hatten die Betrügereien laut Michael M. mit dem 1992 eröffneten "Phoenix Managed Account", der Investorengelder in riskante Termingeschäfte steckte, aber von Anfang praktisch nur Verluste schrieb. Breitkreuz sei mit der Entwicklung des Fonds "sehr unzufrieden gewesen" und habe bereits nach einem halben Jahr Manipulationen an den monatlichen Abrechnungen verlangt, so der Angeklagte.

Die Löcher, die durch den "Totalverlust" zahlreicher Optionsgeschäfte entstanden, seien immer wieder mit neuen Investorengeldern gestopft und mit falschen Buchungen vertuscht worden. "Statt des fairen Marktwertes habe ich am Ende des Monats eben eine Null eingetragen", sagte er.

Anfangs habe er sich "nichts Gravierendes" dabei gedacht. "Ich war Anfänger auf dem Gebiet und Breitkreuz war der Chef", so der studierte Mathematiker. Er habe das anfangs als "kleine Schummelei" gesehen: "Ich habe nicht wirklich gesagt, Herr Breitkreuz, das ist kriminell." Ende der neunziger Jahre habe die Differenz zwischen den manipulierten Buchwerten und dem fairen Wert der Anlagen 40 bis 50 Millionen US-Dollar betragen.

Bis dahin wurden Buchwerte der im Portfolio des "Managed Account" enthaltenen Optionen manipuliert. 1997 sei bei einem "Krisengespräch" zwischen Breitkreuz und ihm über den Abschluss des Monats Dezember dann erstmals die Idee ins Spiel gekommen, auch "Positionen zu erfinden", sagte der Ex-Prokurist. "Dann wurden Beträge fiktiv ausgewiesen."

Schließlich sei im Jahr 2000 das "Pseudo-Konto" "M2540" erfunden worden, um nicht nur die Anleger sondern auch die Wirtschaftprüfer zu täuschen, die schon im Haus waren. Der Angeklagte berichtete detailliert, wie er mit Hilfe von Blanko-Auszügen und kopierten Briefbögen Trades und Beträge auf dem Konto erfand und manipulierte: "Ich habe das handwerklich gemacht, so lange, bis sie zufrieden waren". Zugleich investierten die Anleger laut Michael M. munter weiter: Der Vertrieb der Phoenix-Produkte sei "erstaunlicherweise phantastisch" gelaufen.

Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt. Mit einer Aussage der Mitangeklagten Elvira R. ist nach den Worten ihres Anwalts Bernd Kroner vorerst nicht zu rechnen. Es sei noch gar nicht sicher, ob sie überhaupt aussagen werde, sagt er. Es wird erwartet, dass das Verfahren bis zum Herbst abgeschlossen sein wird.


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Korrespondentenbericht: Der erste Prozesstag


Hochkonjunktur für das Wort "Betrug":
Gericht rollt Phoenix-Finanzskandal auf


Zusammengekniffene Lippen auf der Anklagebank - "Zu viel Presse im Saal"

von Wolfgang Frey

Frankfurt/Main - Blitzlichtgewitter und Scheinwerferlicht sind die beiden ganz offensichtlich nicht gewohnt. Der Mann in dem olivgrünen Kapuzenpulli und die Frau mit rosa T-Shirt und schwarzer Lederjacke, denen die Staatsanwaltschaft gewerbsmäßigen Betrug und Urkundenfälschung vorwirft, drücken sich am Mittwoch zurück in die Polster der Anklagebank im Saal II des Frankfurter Landgerichts als wollten sie der Aufmerksamkeit am ersten Prozesstag entkommen. Das wird ihnen kaum gelingen. Als Ex-Manager der Skandalfirma Phoenix Kapitaldienst stehen im Mittelpunkt eines der größten Prozesse um Anlagebetrug in der deutschen Nachkriegsgeschichte.

Staatsanwalt Wilhelm Möllers verliest die Anklage so schnell, dass die Zuhörer der Vielzahl der zitierten Betrugsfälle kaum folgen können. Doch die Worte "Betrug" und "gefälscht" fallen so oft, dass sie hängenbleiben müssen. Betrug und Urkundenfälschung in einem besonders schweren Fall lautet die Anklage. Allein von Juli 2004 bis Januar 2005 sollen die 63 Jahre alte Geschäftsführerin und der 46 Jahre alte Prokurist des inzwischen insolventen Frankfurter Finanzdienstleisters knapp 7.000 Anleger um rund 123 Millionen Euro geprellt haben.

Die beiden, da ist sich der Ankläger sicher, gehören zum "Inner Circle" eines betrügerischen Systems, das über die Jahre bei insgesamt 40.000 gutgläubigen Anlegern rund 700 Millionen Euro kassiert, aber praktisch nie entsprechend investiert hat. Als der Skandal im vergangenen Jahr aufflog, konnte der Insolvenzverwalter nur noch 230 Millionen Euro sicherstellen.

Nur rund fünf Prozent des Geldes landeten bei den versprochenen Termingeschäften, der Rest, so Möllers, wurde "zweckwidrig" verwendet und floss in die Taschen der Angeklagten. Von sechsstelligen Summen ist die Rede. Das und vieles andere fiel aber lange keinem auf.

Die Verteidigerin der Frau in der Lederjacke räumt zwar ein, dass es in der Firma "zu Täuschungshandlungen" gekommen ist. Aber die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin, sagt die Anwältin Tatjana Heidrich, habe doch bei Phoenix geprüft und dabei "gröblich versagt". Alles hätte "viel früher aufgedeckt" werden können. Ihre Mandantin sei dort doch auch nur so etwas wie eine "Chefsekretärin" gewesen.

Möllers zeichnet ein anderes Bild. Zitiert ein "total gefälschtes" Dokument nach dem anderen. Berichtet von dem Konto "M 2540", dass der Ex-Prokurist in London eingerichtet habe, um den Anlegern die versprochenen Geschäfte vorzugaukeln. Möllers ist sicher: Die fanden nur auf gefälschten Kontoauszügen und anderen fingierten Dokumenten statt.

Und natürlich sei auch und gerade die Ex-Geschäftsführerin in die Machenschaften verwickelt gewesen, sagt der Ankläger. Möllers zitiert fünfstellige Geldbeträge, die sie kurz vor der Sperrung der Phoenix-Konten im vergangenen Jahr noch ausgezahlt hat: an Verwandte und Freunde, die sie offenbar erst als Anleger für den "Phoenix Managed Account" gewonnen hatte und nun in letzter Sekunde vor dem Verlust ihres Investments schützen wollte.

Den Schaden haben jetzt andere. Ein Insolvenzplan könnte die Anleger binnen Jahresfrist zumindest teilweise entschädigen. Ihre gesamten Einlagen werden sie aber nicht zurückbekommen. Und bis das Ausmaß des ganzen Skandals offenbar wird, können ein bis zwei Jahre vergehen, schätzt das Gericht.

Staatsanwalt Möllers hofft, zumindest den aktuellen Fall bis Herbst abschließen zu können. Aber er hat noch mehr in der Pipeline: Vergangene Woche wurde der Leiter der dänischen Phoenix-Niederlassung verhaftet. Auch ihm will Möller in Frankfurt den Prozess machen. Daneben laufen Ermittlungen gegen weitere ehemalige Phoenix-Mitarbeiter.

Am Ende schnappen am Mittwoch wieder die Handschellen zu. Der Mann in dem Kapuzenpulli und die Frau in der Lederjacke haben die ganze Zeit kein Wort gesagt. Es sei "zu viel Presse" im Saal, hatte einer der Anwälte argumentiert. Da falle es doch schwer, zu reden. Das, antwortete der Vorsitzende Richter Jochen Müller mit einem Schmunzeln, sei ja geradezu eine Einladung an die Presse, den Prozess während der bis jetzt angesetzten 24 Verhandlungstage genau zu verfolgen. Ungewohntes Blitzlichtgewitter und Scheinwerferlicht inklusive.

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