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leseprobepolitik

reporter im einsatz. ein tag bei gunther von hagens rechtfertigungs- presskonferenz: auftaktmeldung, zusammenfassungen, korrespondentenbericht. für associated press im januar 2004

veröffentlicht u.a. auf:

stern.de
süddeutsche.de
faz.net

gunther von hagens



Donnerstag, 22. Januar 2004, 16:11 Uhr
Rechtfertigung zwischen toten Augen
(Korrespondentenbericht)

Von AP-Mitarbeiter Wolfgang Frey

Frankfurt/Main (AP) Die Toten hat Gunther von Hagens längst in Szene gesetzt: Den aufgeschlitzten Reiter auf dem scheuenden Pferd, die Schwimmerin, die ihr Inneres offenbarend an Nylonfäden schwebt, den Torwart, der in der einen Hand seine Innereien hält und mit der anderen nach dem Fußball greift. Mit schwarzem Hut, dunklem Nadelstreifen und rotgesprenkelter Krawatte setzt sich von Hagens am Donnerstag selbst in Szene: Rechtfertigungsversuch zwischen den starrenden Augen der Toten und den kritischen der Journalisten.

"Nein", sagt der vom "Spiegel" als "Dr. Tod" Geschmähte mitten in seiner Frankfurter "Körperwelten"Schau, "ich habe nie Hinrichtungsopfer verarbeitet." Er steht fast wie entrückt an dem Bistrotisch, der Bühne seiner Pressekonferenz und setzt hinzu: "Ich bin Wissenschaftler und denke sehr genau." Ausschließen könne er deshalb gar nichts. "Es kann eine satanische Vereinigung geben", doziert er, die könne "eine Giftspritze angesetzt" haben, der Arzt könne das übersehen haben. Fazit: "Im Prinzip ist alles möglich."

Entsetzt habe ihn der Anruf vom "Spiegel", sagt er. "Ich habe angeordnet, dass alle 645 Ganzkörperpräparate auf Kopfverletzungen untersucht werden." Sieben Kopfverletzte seien gefunden worden, ein "ganz normaler Anteil" bei einer so großen Zahl von Präparaten, sagt von Hagens und verspricht eine Bestattung der sieben, um auch den letzten Zweifel auszuräumen.

Die Medizinische Universität Dalian in China, wo er als wissenschaftlicher Direktor des "Instituts für Plastination" fungiere, nehme auch Leichen von Polizeistationen an, räumt er ein. Aber das sei ein "ganz normales Verfahren, das auch in Deutschland bis in die achtziger Jahre hinein" üblich gewesen sei.

Von Hagens muss sich die Frage nach der Verwendung von Hinrichtungsopfern noch mehrfach gefallen lassen. Die Journalisten bohren, mitunter versteht von Hagens die Fragen nur schlecht, ein eigens engagierter Schweizer Journalist wirkt neben ihm als Moderator und Fragenwiederholer, was in der morbiden Atmosphäre der Ausstellung wie der misslungene Versuch wirkt, eine TVShow nachzuahmen. Von Hagens Antworten bleiben immer die gleichen, die Frage nach den Hinrichtungsopfern bleibt im Raum stehen.

"Wenn das stimmt, wäre das respektlos", sagt ein junger Ausstellungsbesucher. "Es kommt immer darauf an, wie man mit den Toten umgeht, man muss sie mit Respekt behandeln."

"Ich gehe mit allen Präparaten würdevoll um und habe noch keines im Hausmüll entsorgt", sagt von Hagens, der sehr genau zu unterscheiden weiß: "Es gibt Verwesungsleichen, frische Leichen, nicht fixiert, mit einer Identität, Objekte von Trauer und Mitgefühl", sagt er. Und dann gibt es in Formalin und Alkohol fixierte anonymisierte "Ganzkörperpräparate mit sachenrechtlichen Eigenschaften."

Rechtfertigung zwischen toten Augen
In dieser Unterscheidung verschwimmt auch der Vorwurf des "schwunghaften Leichenhandels", von dem der "Spiegel" schriebt. Handel mit Leichen, nein, mit Präparaten, ja. "Die Demokratisierung der Anatomie ist meine Mission und das geht nicht ohne Geld", sagt von Hagens. Sein Präparatehandel sei "erheblich", 14 Millionen Euro hat er in seinen chinesischen Betrieb investiert und der soll expandieren, zum Wohle der Ausbildung von Wissenschaftler und Laien, sagt er.

"Ich bin der einzige auf der ganzen Welt, der mit der Anatomie so in die Öffentlichkeit geht", sagt von Hagens schließlich. Journalisten seien im chinesischen Dalian jederzeit willkommen: "Sie können dort in jeden Kübel hineinschauen."



Donnerstag, 22. Januar 2004, 15:40 Uhr
Körperwelten-Macher weist Vorwürfe zurück
(Zweite Zusammenfassung)

Frankfurt/Main (AP) Der umstrittene Anatom Gunther von Hagens hat Vorwürfe, für seine «Körperwelten»-Ausstellung Leichen von in China Hingerichteten zu verwenden, scharf zurückgewiesen. «Ich habe niemals Hinrichtungsopfer für Präparate verwendet», sagte von Hagens am Donnerstag in Frankfurt am Main. Allerdings könne er nicht ausschließen, dass ihm Hinrichtungsopfer «untergeschoben» worden seien. Er vertraue aber darauf, dass sich seine Mitarbeiter an seine Grundsätze hielten, fügte er hinzu.

Zu dem im Magazin «Der Spiegel» erhobenen Vorwurf, seine Mitarbeiter in China hätten zwei Hinrichtungsopfer angenommen, sagte von Hagens, bei einer eigens veranlassten Inventur seiner chinesischen Niederlassung seien unter den insgesamt 645 «Ganzkörperpräparaten» sieben mit Kopfverletzungen gefunden worden. Zwar müsse nicht jeder Körper mit Kopfverletzungen automatisch ein Hinrichtungsopfer sein. Um dies aber absolut auszuschließen, sollten die sieben Präparate nun bestattet werden. Der Anatom betonte, dass in der aktuellen Ausstellung in Frankfurt definitiv keine Körper von Hinrichtungsopfern zu sehen seien.

Allerdings räumte er ein, dass die Medizinische Universität im chinesischen Dalian, wo er als Chef des «Instituts für Plastination» fungiere, auch Leichen von örtlichen Polizeistationen annehme. Dies sei ein ganz normales Verfahren, das auch in Deutschland bis in die achtziger Jahre üblich gewesen sei.

Auch den im «Spiegel» erhobenen Vorwurf, er habe bereits als Universitätsmitarbeiter in Heidelberg «schwunghaften Leichenhandel» betrieben, wies von Hagens zurück. Für seinen aktuellen Präparatehandel, den er als «erheblich» bezeichnete, schäme er sich nicht. Geschäftszahlen wollte der Mediziner nicht nennen, er sagte aber, bislang habe er 14 Millionen Euro in seinen chinesischen Betrieb gesteckt. Weltweit unterhält von Hagens demnach Geschäftsbeziehungen mit 400 Universitäten. Für ein «Ganzkörperpräparat» zahle er nach früheren Berechnungen je knapp 1.000 Euro.

Von Hagens betonte bei seiner ersten ausführlichen Verteidigung der jüngsten Vorwürfe den Unterschied zwischen «Verwesungsleichen», also Toten mit trauernden Angehörigen und anonymisierten «Ganzkörperpräparaten mit sachenrechtlichen Eigenschaften.

Am Rande der Pressekonferenz inszenierten Aktivisten der Deutschen Hospiz Stiftung vor der Frankfurter NaxosHalle eine symbolische Bestattung der so genannten Plastinate mit Leichenwagen, Sarg, Kränzen und Grablichtern. Auf Transparenten forderten sie «Kein Geschäft mit dem Tod» und kritisierten die Ausstellung als «Endstation Gruselkabinett.» HospizSprecherin Michaela Gehms sagte, eine Zurschaustellung von gehäuteten und filetierten Menschen diene weder der Wissenschaft noch dem würdevollen Umgang mit den Verstorbenen. Die Schau sei ein grauenvolles «Sezierspektakel». Nach dem «Spiegel»Bericht hatten die Proteste gegen die umstrittene Schau deutlich zugenommen.

Weltweit haben bis dato knapp 14 Millionen Menschen von Hagens umstrittene Ausstellung besucht. In Deutschland wurde sie seit 1997 sieben Mal gezeigt, zuletzt in Hamburg. In Frankfurt erwarten die Veranstalter bis zum 18. April 400.000 Besucher.



Donnerstag, 22. Januar 2004, 11:59 Uhr
Körperwelten-Macher von Hagens weist Vorwürfe zurück
(Erste Zusammenfassung)

Frankfurt/Main (AP) Der umstrittene «Körperwelten»Ausstellungsmacher Gunther von Hagens hat Vorwürfe, er verwende Leichen von Hingerichteten, scharf zurückgewiesen. «Ich habe niemals Hinrichtungsopfer für Präparate verwendet», sagte von Hagens am Donnerstag in Frankfurt am Main. Er könne aber nicht ausschließen, dass ihm Hinrichtungsopfer «untergeschoben» worden seien, faktisch schließe er dies aber aus, da er darauf vertraue, dass sich seine Mitarbeiter an seine Grundsätze hielten.

Unmittelbar vor von Hagens' Stellungnahme inszenierten Mitglieder der Deutschen Hospiz Stiftung eine symbolische Bestattung der so genannten Plastinate mit Leichenwagen, Sarg, Kränzen und Grablichtern vor der Ausstellungshalle. Auf Transparenten forderten sie «Kein Geschäft mit dem Tod» und kritisierten die Ausstellung als «Endstation Gruselkabinett.»

Eine Zurschaustellung von gehäuteten und filetierten Menschen diene weder der Wissenschaft, noch dem würdevollen Umgang mit den Verstorbenen, sagte Hospizsprecherin Michaela Gehms. Die Schau, die präparierte Leichen und Leichenteile zeigt, sei ein grauenvolles «Sezierspektakel». Gehms unterstrich, die Ausstellung führe zu einer Entfremdung vom Sterben und reduziere den Tod «auf das Gruseln».

Der «Spiegel» hatte berichtet, von Hagens habe in China Körper hingerichteter Strafgefangener präparieren lassen. Daraufhin hatten die Proteste gegen die umstrittene Schau deutlich zugenommen.

Weltweit haben bis dato knapp 14 Millionen Menschen von Hagens umstrittene Schau besucht. In Deutschland wurde die Ausstellung seit 1997 sieben Mal gezeigt, zuletzt in Hamburg. In Frankfurt erwarten die Veranstalter bis zum 18. April 400.000 Besucher.



Donnerstag, 22. Januar 2004, 11:30 Uhr
Körperwelten-Gegner demonstrieren vor Ausstellung in Frankfurt

Frankfurt/Main (AP) Am Rande der Pressekonferenz des umstrittenen «Körperwelten» Schöpfers Gunter von Hagens haben am Donnerstag in Frankfurt am Main mehrere Aktivisten gegen die Leichenschau protestiert. Bei der Aktion der Deutschen Hospiz Stiftung vor der Ausstellungshalle inszenierten Stiftungsmitglieder eine symbolische Bestattung der so genannten Plastinate mit Leichenwagen, Sarg, Kränzen und Sarglichtern.

Von Hagens wollte sich dort erstmals öffentlich zu den jüngsten Vorwürfen äußern. Einem Bericht des «Spiegels» zufolge hat er in China auch Körper von hingerichteten Strafgefangenen präparieren lassen.

Hospizsprecherin Michaela Gehms kritisierte, eine Zurschaustellung von gehäuteten und filetierten Menschen diene weder der Wissenschaft noch dem würdevollen Umgang mit Verstorbenen. Die Schau, die präparierte Leichen und Leichenteile zeigt, sei ein grauenvolles «Sezierspektakel». Sie führe zu einer Entfremdung vom Sterben und reduziere den Tod «auf das Gruseln».

 

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