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leseprobepolitik

der erste castor seit drei jahren. hätten wir gewusst, dass der zug erst um 13 uhr kommt, wären wir nicht mitten in der nacht nach biblis aufgebrochen. für ddp, im april 2004

xsw043 pl 4 DDP 0597 über ddp vom 25.04.01 16:05:00
Atom/Transporte/ZF2/

(Zweite Zusammenfassung - neu: Walheim)
Atommülltransport verlässt Biblis ohne größere Zwischenfälle
Polizei nimmt neun mutmaßliche Atomkraftgegner vorläufig fest

--Von ddp-Korrespondent Wolfgang Frey--
(mit Bildern)

Biblis (ddp-swe). Zum ersten Mal seit drei Jahren hat am Mittwoch ein Atommüll-Transport das Kernkraftwerk Biblis in Richtung britischer Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield verlassen. Zu größeren Protesten von Atomkraftgegnern kam es nicht. Etwa eine Stunde vor Abfahrt des Zuges nahm die Polizei neun Männer vorläufig fest, die sich offenbar an die Gleise ketten wollten. Sie hatten sich dem Anschlussgleis des Kraftwerks bis auf etwa einen Kilometer genähert. Ein weiterer Transport mit Atommüll aus dem baden-württembergischen Kernkraftwerk Neckarwestheim verließ ohne Zwischenfälle den Umladebahnhof Walheim. Die beiden Transporte sollten am Nachmittag im pfälzischen Wörth zusammengekoppelt werden.

Ein Polizeisprecher teilte mit, die Festgenommenen in Biblis hätten Transparente und Material bei sich gehabt, "das geeignet wäre, sich an Gleise zu ketten". Nach Angaben des Bundesgrenzschutzes (BGS) waren die neun Männer vermummt. Nach unbestätigten Informationen soll es sich um eine Gruppe junger Atomkraftgegner gehandelt haben. Ein Greenpeace-Sprecher sagte, es seien keine Aktivisten der Umweltschutzorganisation gewesen.

Der Zug mit den zwei Castor-Behältern durchquerte problemlos den Bahnhof Biblis. Auch im Umfeld des Umladebahnhofs im baden-württembergischen Walheim blieb es ruhig. Nach der geplanten Zusammenkoppelung der beiden Transporte in Wörth sollte der Atommüll dann weiter in Richtung Frankreich zu rollen, um schließlich in Dünkirchen zur Verschiffung über den Ärmelkanal verladen zu werden. Atomkraftgegner hatten für die Strecke bis zur französischen Grenze massive Proteste angekündigt.

Ein BGS-Sprecher hatte die Lage in der südhessischen Stadt am Mittag als "ausgesprochen ruhig" bezeichnet. Auch in der Nacht habe es keine Zwischenfälle gegeben. Polizei und Bundesgrenzschutz sicherten das Gelände rund um das Kraftwerk, die Zufahrtsstraßen und die Bahnstrecke seit den Nachstunden mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften ab. Die Polizei hatte die Bahnstrecke in einem 100-Meter-Umkreis zur "versammlungsfreien Zone" erklärt.

(Quellen: Polizeisprecher, BGS-Sprecher auf ddp-Anfrage in Biblis; Polizeisprecher, Greenpeacesprecher in Walheim)



xsw052 pl 4 DDP 0649 über ddp vom 20.04.01 16:39:00
Atom/Transport/ZF1/

(Zusammenfassung - neue Details)
Scharfe kritik von Umweltverbänden an Atomtransport
Polizei bereitet sich auf Großeinsatz vor

--Von Wolfgang Frey--

Wiesbaden/Mainz (ddp-swe). Umweltverbände kritisieren den bevorstehenden Atommülltransport aus Neckarwestheim und Biblis in die britische Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield. Greenpeace sprach am Freitag von "katastrophalen" Sicherheitsverhältnissen in Sellafield und bezeichnete den Castor-Transport als "völlig unverantwortlich". Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Hessen nannte die Transporte eine "unsinnige Verschiebung von Atommüll", die das Entsorgungsproblem nicht löse. Die Polizei in Hessen und Baden-Württemberg bereitet sich derweil auf einen Großeinsatz vor, um die Transporte zu sichern. Für Sonntag kündigten Atomkraftgegner eine erste Demonstration in Kirchheim bei Neckarwestheim an.

Der Transport von drei Castoren aus dem baden-württembergischen Neckarwestheim und zweien aus dem südhessischen Biblis soll unbestätigten Berichten zufolge am Dienstag starten. Die Behälter aus Neckarwestheim sollen laut Polizei zunächst auf einer Straße transportiert, dann auf Eisenbahnwaggons umgeladen werden und am Folgetag weiter rollen. Nach Informationen von Atomkraftgegnern könnte die Strecke über Wörth am Rhein (Rheinland-Pfalz) führen, um dort wie bei dem Transport vergangene Woche ins französische La Hague die Behälter aus Neckarwestheim mit denen aus dem hessischen Biblis zusammenzukoppeln.

Greenpeace forderte die Betreiber der Atomkraftwerke auf, die Transporte nach Sellafield zu unterlassen. Dort sei wiederholt "geschlampt" worden, die Verhältnisse seien "katastrophal", sagte die Greenpeace-Atomexpertin Susanne Ochse. Erst vor zwei Wochen sei die Betreiberfirma British Nuclear Fuels wieder wegen eines Bruchs der Sicherheitsbestimmungen verurteilt worden. In Sellafield werde Atommüll unter "abenteuerlichen Bedingungen" gelagert, täglich komme es dort zu Verunreinigungen von Luft und Wasser. "Die deutschen Betreiber nutzen die niedrigen Standards in Großbritannien skrupellos aus", argumentierte Ochse.

Der Geschäftsführer des BUND Hessen, Michael Rothkegel, kritisierte, mit den Transporten werde "eine Entsorgung vorgegaukelt, die keine ist." Die Castor-Transporte seien zudem "unsicher und gefährlich". Die Behälter hielten Unfällen und hohen Temperaturen nicht lange stand. Wenn die Abklingbecken in den Kraftwerken voll seien, sollten diese abgeschaltet werden, statt die abgebrannten Brennstäbe zu transportieren, forderte Rothkegel. Das gelte insbesondere für die "Schrottreaktoren A und B" des Kraftwerks Biblis. Dort gebe es "gravierende Sicherheitsmängel".

Die Polizei bereitet sich unterdessen auf einen Großeinsatz vor. "Wir gehen kein Risiko ein", sagte Hessens Landespolizeipräsident Udo Scheu. "Wir werden mit aller Staatsmacht gegen eventuelle Störer vorgehen." Die baden-württembergische Polizei kündigte den Einsatz mehrerer tausend Einsatzkräfte an. Landespolizeipräsident Erwin Hetger sagte, entlang der Strecke werde ein Demonstrations- und Versammlungsverbot gelten. Blockaden von Atomkraftgegner werde die Polizei in keinem Fall dulden. Der Sprecher des rheinland-pfälzischen Innenministeriums, Michael Hartmann, betonte, jeder könne demonstrieren, "wenn er sich an Recht und Gesetz hält." Er warnte aber: "Wer diese Grenze überschreitet, muss mit dem entschiedenen Vorgehen der Polizei rechnen."

(Quellen: Ochse in Hamburg, Rothkegel in Frankfurt am Main, Scheu in Wiesbaden, Hartmann in Mainz, alle in ddp-Interviews, Hetger in Stuttgart)


alle rechte für diese texte liegen bei ddp. veröffentlichung auf dieser seite mit freundlicher genehmigung der agentur.

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